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Reparatur Revolution

PRO Reparatur, aber CONTRA einer Gewährleistungsverlängerung

Wir lieben Reparaturen! Und wir freuen uns über jede Reparatur, mit der die Nutzungsdauer von Geräten verlängert werden kann: Zum Wohle des Besitzers, zum Wohle der Umwelt und auch zum Wohle des reparierenden Handwerks!

Erreicht werden kann das z.B., indem Hersteller verpflichtet werden, die voraussichtliche Nutzungsdauer eines Gerätes zu dokumentieren und in dieser Zeit auch Ersatzteile zu angemessenen Preisen bereit zu halten. Eine von manchen Politikern und Initiativen derzeit geforderte Verlängerung der Gewährleistung lehnen wir jedoch ab und haben in den letzten Wochen über 150 Briefe an Vertreter aus Politik, Verbraucher- und Umweltinitiativen verschickt.

Lesen Sie hier unseren Brief an den Vorsitzenden der Verbraucherschutzminister-Konferenz und Mitglied der Grünen, Herrn Minister Christian Meyer.

WARUM LEHNEN WIR EINE VERLÄNGERUNG DER GEWÄHRLEISTUNG AB?

1.
Durch eine längere Gewährleistungszeit verliert die Qualität als Entscheidungsargument an Bedeutung und Verbraucher werden in Zukunft noch häufiger die billigsten Geräte wählen. Wir müssen davon ausgehen, dass der Anteil der in Asien gefertigten Marken noch weiter steigt. Deutsche oder europäische Qualitäsmarken werden es noch schwerer haben, sich gegenüber der ausländischen Konkurrenz zu behaupten. Ein weiterer Verlust von Know- how und Arbeitsplätzen wird die Folge sein. Und die frei werdende Kaufkraft würde vermutlich für „Mehrkonsum“ ausgegeben und für einen Reboundeffekt sorgen.

2.
Wird die Reparatur in die Hände der Hersteller gelegt, bedeutet das den Niedergang der meisten stationären Fachhändler und Reparatur-Werkstätten in Deutschland. Viele Kunden entscheiden sich für den Fachhandel, weil dieser nicht nur gute Beratung anbietet, sondern vor allem auch im Falle eines Defektes persönlich ansprechbar ist und die Reparatur anbietet. Für die vielen Fachhändler, die es ohnehin schon schwer haben, gegen die Megamärkte und Discounter zu bestehen, entfällt nicht nur ein bedeutendes Verkaufsargument. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass Reparatur- und Serviceangebote ein wirtschaftlich unverzichtbares Standbein sind, da sie von den Handelsmargen alleine nicht leben können. Auch hier wäre mit einem gravierenden Verlust von Know-how, Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu rechnen.

3.
Wir gehen außerdem davon aus, dass für den Fall einer längeren Gewährleistung in Zukunft noch mehr Geräte als heute nicht mehr repariert, sondern ausgetauscht und entsorgt werden. Für die Hersteller ist selbst die Reparatur von Großgeräten oft teurer als der Austausch – vor allem wenn die wenigen Servicezentralen noch weitere Gebiete bedienen sollen.

4.
Ein weiterer Rückgang des Fachhandels und der Reparaturwerkstätten in Deutschland ist nicht im Interesse der Verbraucher und auch nicht im Interesse der Kommunen und Regionen. Ein wohnortnahes Angebot und die persönliche Betreuung durch den Fachhandel werden von vielen Verbrauchern, dies gilt vor allem für die älteren Kunden, geschätzt. Hat der Verbraucher nur noch den Hersteller als Ansprechpartner, hat er gar keine Wahl mehr. Und die Hersteller haben keinerlei Konkurrenz mehr. Die Zahl derer, die Alltagsgeräte „verstehen“, würde noch weiter sinken und es ist zu befürchten, dass wir eine weitere Stufe der technischen „Analphabetisierung“ erklimmen.

Den Brief, den wir an über 150 Vertreter aus Politik, Verbraucher- und Umweltinitiativen verschickt haben, können Sie hier als PDF downloaden. Exemplarisch die Version an den Vorsitzenden der Verbraucherschutzminister- Konferenz und Mitglied der Grünen, Herrn Minister Christian Meyer