Reparieren lohnt sich
und hat ganz viel mit unserer Kultur zu tun
Kaputt? Weg damit! Doch nicht nur das. Immer wieder landen auch voll funktionsfähige Elektrogeräte im Müll. 22,8 Kilo pro Jahr und Person in Deutschland.
„Was ist passiert, dass man Dingen keine Wertschätzung mehr entgegenbringt?“ Diese Frage stelle ich mir immer wieder, wenn ich sehe, wie viele Elektrogeräte unnötigerweise entsorgt werden. Viele davon sind sogar noch voll funktionsfähig oder haben nur einen kleinen Defekt. Früher war so etwas undenkbar!
Reparatur ist für mich auch ein Stück Heimat
Ich bin quasi im Geschäft meines Vaters aufgewachsen, der Radios und Fernseher repariert und verkauft hat. Nach meiner Lehre zum Rundfunk- und Fernsehtechniker bin ich in die Firma mit eingestiegen und habe den Wandel im Konsumverhalten hautnah miterlebt.
Als ich Kind war, war es völlig normal, dass ganz viel repariert wurde. Mein Vater war ein richtiger Tüftler. Dieses Tüftler-Gen wurde mir auch mit in die Wiege gelegt und ich bin stolz darauf, dass auch meine Kinder Freude an der Reparatur haben.
Vom Untergang des Fachhandels
Unsere Kunden waren stolz auf ihre Geräte. Das war damals noch echte Wertarbeit und die Geräte so langlebig und gut zu reparieren – davon können wir heute nur träumen. Ich werde nie vergessen, wie ein Kunde seiner Familie seine neue Technics-Stereoanlage präsentiert hat. Voller Stolz hat er gesagt, dass die Hifi-Anlage fast 4.000 DM gekostet hat und alle waren beeindruckt. Nur wenige Jahre später war dieses Szenario undenkbar. Da hätte hundertprozentig jemand gesagt „Was, so viel? Da bist du ja blöd, das hättest du bei M_ _ _ _ M_ _ _ _ viel günstiger bekommen.“ Das stimmte natürlich nicht. Die Preise waren dort nicht wirklich günstiger als im Fachhandel. Aber durch die aggressive Werbekampagne hat sich die Einstellung der Menschen geändert. Heute bin ich mir sicher, dass damit das Sterben des klassischen Elektrofachhandels begann und der Grundstein für die Wegwerfgesellschaft gelegt wurde.
Reparatur ist heute ein Kulturgut
Für meine Familie und mich war die Reparatur eigentlich immer etwas Selbstverständliches. In den letzten Jahren musste ich mir aber eingestehen, dass die Reparaturbedingungen sich dramatisch verschlechtert haben: Hersteller diskriminieren freie Werkstätten in der Ersatzteilbelieferung. Geräte sind so konstruiert, dass sie schlecht zu reparieren sind und die Preise für viele Neugeräte so günstig, dass sich eine Reparatur nicht immer lohnt.
Das ist aber nur die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Verbraucher, die das nicht hinnehmen wollen und ein Recht auf Reparatur einfordern. Menschen, die gerne Secondhand kaufen – nicht nur weil es günstiger ist, sondern auch weil es die Umwelt schont. Tüftler, die sich ehrenamtlich in Repair-Cafés engagieren, weil es ihnen eine Herzensangelegenheit ist, Dinge zu erhalten. Professionelle Reparaturwerkstätten, die sich regelmäßig weiterqualifizieren und unser Reparatur-Versprechen unterschreiben. Als „Reparatur Held“ verpflichten sie sich, die Reparatur, wenn sinnvoll möglich, immer vor den Verkauf eines neuen Gerätes zu stellen! Und auch Politiker, die so langsam aufwachen und erkennen, wie wichtig es ist, die Reparatur zu fördern.
Nachdem es in den letzten 30 Jahren mit der Reparatur stetig bergab ging, scheint nun ein Wandel stattzufinden. Unsere Reparatur-Revolution beginnt Früchte zu tragen und die Reparatur bekommt so langsam wieder den Stellenwert, der ihr gebührt. Als Kulturgut, das es zu bewahren gilt. Denn nur wer auch reparieren kann, versteht wie etwas gut konstruiert sein muss. Nur eine Gesellschaft die auch repariert und Dinge länger nutzt, hat überhaupt eine Chance, das Erbe ihrer Kinder zu bewahren.
Die Reparatur-Revolution von Vangerow ganz praktisch
- Auf MeinMacher finden Verbraucher ganz viele qualifizierte Reparaturbetriebe für elektrische und elektronische Geräte in ihrer Nähe.
- Vangerow ist Gründungsmitglied des Runden Tisch Reparatur
- Mit der Reparatur-Revolution kämpft Vangerow politisch und in der Öffentlichkeit für bessere Reparaturbedingungen und ein größeres Bewusstsein für die Bedeutung der Reparatur
Vieles wurde schon erreicht. Aber ich habe auch noch viele Ideen.
Meine Vision für die Zukunft? Alte Geräte besser machen
Schon immer habe ich die alten Röhren- und Transistorradios aus den 50er Jahren geliebt. In den letzten Monaten haben wir viele dieser alten Geräte aufgekauft und bauen sie zu handygesteuerten, internetfähigen Musikanlagen mit dem Charme alter Röhrenradios um. Das Ergebnis ist damit besser, als die Geräte beim Erstkauf waren.
Ihr