„Alles neu“ garantiert noch lange nicht ein „alles besser“: Natürlich ist es prima, wenn kluge Köpfe und versierte Techniker uns damit überraschen, dass Waschmaschinen Wasser sparen, Heizungen weniger Brennstoff verfeuern, Autos auch mit weniger Sprit noch weiter fahren oder unser Smartphone stetig mehr Funktionen integriert, mit denen wir etwa all die Energiespar-Ideen für Waschmaschine, Heizung oder unser Auto zeitnah und sogar aus der Distanz kontrollieren können. Technologie macht’s möglich, dass wir beständig umwelt- und klimafreundlicher leben – oder zumindest leben könnten.

 

Die Betonung nämlich liegt dabei bewusst auf dem Konjunktiv: könnten!

 

In aller Regel machen wir Menschen jenen Erfolg, den Wissenschaft und Technik uns bereiten, sofort und meist auch ohne Not wieder zunichte. Spart unser Gefährt Benzin (und damit auch Geld), fahren wir ein wenig weiter oder öfter damit. Sogar mit gutem Gewissen, denn unser Auto ist ja nun keine Dreckschleuder mehr, sondern energieeffizient.

 

Kommt unser TV-Gerät dank neuer Energiespar-Elektronik und Standby-Abschaltung mit weniger Strom aus, liefert es zugleich das passende Argument für den Kauf eines noch größeren Flachbildschirms. Darauf sehen wir dann die Pickel des Nachrichtensprechers deutlicher. Das macht Spaß. Und auch ein gutes Gefühl, weil der Fernseher ja ein echtes Energiesparwunder ist. Der fatale Effekt: Im Vergleich zu alten Röhrengeräten sank der Energieverbrauch für Flachbildschirmgeräte pro Quadratzentimeter Bildfläche bis auf die Hälfte. Der Stromverbrauch fürs TV-Gucken jedoch stieg: Denn die Zuseher leisteten sich größere Screens!

 

Experten prägten für ein solches Verhalten den Fachbegriff des Rebound-Effekts. Der dreht gewissermaßen die Uhr zurück, kehrt Positives wieder ins Negative. Der Fortschritt bleibt im Ansatz schon stecken, weil wir den Gewinn sofort reinvestieren – bloß nicht für weiter fallenden Energieverbrauch, sondern – leider – in steigenden. Da summieren sich am Ende viele kleine Faktoren doch auch wieder zu einer hübsch großen Summe.

 

Der Rebound ist wissenschaftlich schwer zu berechnen. Experten im Umweltbundesamt sind sich aber sicher, „dass die technisch möglichen Effizienzgewinne in der Praxis häufig nicht erreicht werden“.

 

Und dieser Rebound greift auch im Umgang mit alten Geräten. Denn natürlich ist ein neues für sich allein betrachtet sicher sparsamer. So lange es jedoch noch taugt, geht die Rechnung, dass Neugeräte umwelt-, klima- oder kostengünstiger seien, meist doch nicht auf. Jede Herstellung verschlingt wieder neue Rohstoffe (die wir in der Regel aus der Erde buddeln), sie verbraucht Energie (für die Produktion und den Transport). Wer ehrlich rechnet, fährt daher meist besser mit einer Reparatur. Die nutzt einmal eingesetzte Materialien weiter. Das verbessert die Ökobilanz, denn jeder weitere Nutzungstag kommt ohne zusätzlichen Natur-, Rohstoff-Verbrauch aus.

 

Und darauf kommt es doch an!

 

 

Foto: DPA, Quelle: F.A.Z.
Foto: DPA, Quelle: F.A.Z.

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