Bürokratie jetzt auch bei der Altgeräteentsorgung

Gerhard Hämmerle, GF bei Elektro Hämmerle aus Herrenberg bei Stuttgart ist schon seit vielen Jahren selbstständig. Im Geschäftsleben hat er schon viel kurioses erlebt. Seit längerer Zeit bemerkt er die laufend zunehmende Bürokratie, die besonders kleine Unternehmen immer mehr an den Rand der Existenz drückt. Wie es ihm mit dem Thema Abfallbeauftragten ergeht können Sie hier lesen:

 Am 26.02.2018 erhält er vom Landratsamt Böblingen einen Bescheid zur Befreiung von der Pflicht zur Bestellung eines Abfallbeauftragten nach §7 Abfallbeauftragtenverordnung. Das sollte ihn jetzt ja erfreuen wären da nicht die Nebenbestimmungen. Nach diesen wird er jetzt verpflichtet seine Entsorgung zu dokumentieren. Außerdem darf er selbst keinen zertifizierten Entsorger mehr beauftragen. Was er dazu schreibt, lesen Sie hier:

Hämmerle schreibt an den Bundesverband Technik des Einzelhandels e.V.

Hallo Herr Kahnt

Heute kam der Bescheid für die Befreiung des Abfallbeauftragten.

Die Auflagen sind ein Witz, Dokumentation jedes Gerätes mit Eingangsdatum,
Ausgangsdatum und Entsorgungsweg. Da muss ich ja einen zusätzlichen Mitarbeiter
einstellen der dies dokumentiert. Diesen kann ich aber nicht bezahlen mit den Spannen
die wir noch erzielen durch die Konkurrenz des Internets.

Laut Frau Kettenmann (Landratsamt) lässt das Gesetz nur zwei Möglichkeiten zu, entweder alles über den Wertstoffhof zu entsorgen
oder die Hersteller beauftragen einen Entsorger, der die Geräte bei mir abholt.  Wir selber dürfen keinen Zertifizierten Entsorger
beauftragen. Jede Fahrt mit einzelnen Geräten zum Wertstoffhof belastet die Umwelt und bei uns entstehen zusätzliche Kosten die
unser Kunde nicht bezahlt. Wir entsorgen TV und Kältegeräte über den Wertstoffhof und alles andere über einen zertifizierten Entsorger.

Der Mittelstand wird durch die Politik systematisch kaputtgemacht. Von den Politikern wird gepredigt, dass Sie für
Bürokratieabbau seien. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, den Kleinbetrieben wird immer mehr aufgehalst
und die Politiker schauen weg!

Wie kann mein Verband mir dabei helfen? Die Einspruchsfrist beträgt einen Monat gegen den Bescheid

PS: Bin gespannt ob sich überhaupt ein Volksvertreter bei mir meldet.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Hämmerle

Weitere Briefe gehen an die Kammern und an das Wirtschaftsministerium

von der Handwerkskammer kommen daraufhin Worte des Bedauerns und der Hinweis sich an die Empfehlung des ZVEH zu halten. Diese rät einfach die Kosten in die Verkaufspreise hinein zu rechnen. Gerhard Hämmerle und auch ich frage mich wieviel realitätsferne Sprüche sich kleine Fachhändler von ihren Verbänden und der Politik noch anhören müßen.

Kleine Unternehmen stehen im Kampf mit Konzernen, die keine Steuern zahlen müßen

Es ist bekannt, dass Unternehmen wie Amazon oder Apple in Deutschland keine Steuern zahlen. Das gilt teilweise sogar für die Mehrwertsteuer. Wie soll ein kleines Unternehmen bei einem solchem Wettbewerb seine Preise erhöhen? Als Ausgleich dazu bekommen kleine Unternehmen immer mehr Auflagen.

Unternehmer müßen sich wehren

Die Erfahrung zeigt, dass unsere Verbände und unsere Parteien uns nicht helfen. Deshalb müßen wir uns selber wehren. Lasst uns spätestens jetzt damit anfangen.

Detlef Vangerow

Unterstützt die Reparatur Revolution und kommt zu den deutschlandweiten Regionaltreffen

hier findet ihr die Termine —>

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  1. Bärbel

    Nachdem wir einen Datenschutzbeauftragten , Arbeitsschutzbeauftragten , Brandschutzbeauftragten, mehrere Ersthelfer haben und noch sehr viel mehr, frage ich mich, wer macht da noch unsere eigentliche Arbeit ?
    Für unseren Mittelstand wird es immer schwieriger, und absurder.
    Es wäre wünschenswert wenn die Entscheidungsträger sich einmal die Praxis anschauen und erklären wie es funktionieren soll.
    Ohne Deutschlands starken Mittelstand, fehlt ein wichtiger Teil der Wirtschaft.

  2. Monika Niemann

    Ein interessanter Beitrag! Auch ich bin der Meinung, dass die vielen gesetzlichen Auflagen an der Praxis vorbei gehen! Als Kleinunternehmer müssen wir einen Großteil unserer Freizeit mit dem „Studieren“ neuer Gesetze und dem Ausfüllen für mich vollkommen sinnloser Fragebögen verbringen. Auflagen wohin man sieht!
    Der Rat, Kosten für Entsorgung in den Verkaufspreis einzurechnen ist so völlig an der Realität vorbei. Unsere Kunden kommen sehr gut vorinformiert zu uns = Sie kennen auch die Internetpreise! Hier fällt es sowieso schon schwer genug, mitzuhalten! Mein Vorschlag: Es soll für diejenigen, die sich Vorschriften „ausdenken“ Pflicht werden, jedes Jahr 6 Wochen im Einzelhandel zu arbeiten und die von ihnen gemachten Auflagen selbst anzuwenden. Dann würde sich vermutlich etwas ändern!