Das sagte Jürgen Nadler, Wissenschaftlicher Leiter bei Stiftung Warentest, im SWR 2-Interview zum Thema „Reparieren statt wegwerfen“. Auch der Aachener Wirtschaftsprofessor Burkhardt Röper sieht aktuell keine Spur für geplanten Verschleiß. Auch, wenn Verbraucher immer wieder das Gefühl haben, dass ihr Gerät just nach 2 Jahren und einem Tag, wenn es aus der Gewährleistung raus ist, kaputt geht.

 

Was es allerdings gibt sind (ungewollte) Fehlkonstruktionen. Geräte, die frühzeitig kaputt gehen, weil billigste Materialien verwendet wurden (weil etliche Verbraucher billig(st) einkaufen wollen). Oder aber defekte Geräte, die nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand repariert werden können, weil Hersteller keine oder nur überteuerte Ersatzteile zur Verfügung stellen. „Nach unserer Erfahrung liegt darin ein Hauptproblem, das Reparaturbetrieben und Verbrauchern das Leben unnötig schwer macht. Für geplante Obsoleszenz (also den vorsätzlichen Einbau von Sollbruchstellen) gibt es derzeit keinen Beweis. Aber mit gewollter Obsoleszenz, bei der Hersteller die Reparatur bewusst verhindern bzw. unattraktiv machen, haben Reparaturwerkstätten Tag für Tag zu kämpfen“, so Detlef Vangerow. In seinem Reparaturportal www.meinmacher.de haben sich mittlerweile rund 1.000 Techniker zusammen geschlossen und tragen mit ihrem Reparaturangebot dazu bei, dass „reparieren statt wegwerfen“ eine echte Alternative ist. Nur wenn Reparaturen für den Verbraucher einfacher, bequemer und/oder günstiger sind als ein Neukauf, gelingt es nicht nur überzeugte Ökos von der Sinnhaftigkeit einer Reparatur zu überzeugen.

 

Schade, dass dieser Aspekt in dem fast 30-minütigen SWR2–Beitrag etwas zu kurz gekommen ist.

 

Dennoch haben wir uns sehr über den kritischen Blick auf die Bedeutung von Reparaturen und unsere Wegwerfgesellschaft, auf private Reparaturinitiativen und die Macht der Hersteller, auf die Lebensdauer von Elektrogeräten und vorsätzlich eingebaute Sollbruchstellen gefreut.

 

Auch, wenn die befragten Personen dazu z.T. sehr unterschiedliche Meinungen vertreten – was alle eint ist der Wunsch nach langlebigeren Produkten. Es lebe die Reparatur-Revolution!

 

Elektrogeräte - produziert, um schnell kaputtzugehen? (Quelle: Thinkstock)
Elektrogeräte – produziert, um schnell kaputtzugehen?
(Quelle: Thinkstock)

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  1. Anonymus

    Nachtrag…Bei Fahrrädern sind die Obsoleszenzbestrebungen in den letzten Jahren sehr deutlich zu merken. Einige Hersteller wünschen nur noch Austausch von Ganzen Komponenten und keine Reperatur mehr. Bsp. Tretlager, Getriebenaben usw. Dabei war das Fahrrad doch mal das Paradebeispiel für Reperaturfreundlichkeit.

  2. Anonymus

    Geplante Obsoleszens gibt es selbstverständlich. Die Ingenieurkunst besteht ja darin einen Artikel so zu dimensionieren.Dazu sind auch viele Tests nötig. Es gibt sogar Hersteller die versuchen die Lebensdauer ihrer Geräte absichtlich zu senken. Bsp: Epson Drucker Skandal. Gerade elektronische Geräte die ja in der Herstellung sehr viele Recourcen verbrauchen und die Umwelt schädigen, müssen trotz einwandfreier Funktion vom Verbraucher ausrangiert werden weil die Industrie das so vorgibt. 2.Bsp: Ältere Canon Scanner. Obwohl die Geräte noch einwandfrei funktionieren, können sie mit aktuellen Betriebssystemen nicht benutzt werden da von Canon keine Treiber mehr geliefert werden. Der Verbraucher wird ja gezwungen aktuelle Betriebssystemsoftware auf seinem Rechner zu betreiben um bestimmte Dienste nutzen zu können. Damit muß er sich aber im von der Industrie vorgegebenen Turnus von Geräten trennen. Es gibt sogar Logitech USB Mäuse die nur noch unter älteren Betriebssystemen funktionieren. Kein Scherz!
    Ein weiterer Punkt ist natürlich auch das „Billigartikel“ meist so hergestellt werden das eine Reperatur nicht vorgesehen ist. Die Zeiten in denen man von einem Hersteller auf einen freundlichen Brief hin sogar Ersatzteile geliefert bekam sind vorbei.Das waren die 90’er. Das „Geiz ist Geil“ Argument finde ich angesichts der Haushaltslage vieler Bürger etwas schäbig. Gerade bei Waschmaschienen habe ich früher nicht die billigsten gekauft. Bringt aber nix. Die Reperatur ist dann um so teuer. Obwohl in vielen Waschmaschienen die gleiche Hardware verbaut ist. Das kann ja keiner bezahlen. (grüße an Siemens). Meiner Meinung nach hat der durchschnittliche Verbraucher nur noch bei wenigen Produkten wirklich die Möglichkeit abzustimmen. Selbst wenn er nicht bereit ist der heutigen Konsumkultur zu folgen. Grüße

  3. Otto

    Interessanter Artikel.
    Gewisse Punkte wurden von den Wirtschaftsprofessoren auch richtig gedeutet.

    Eine geplante Obsoleszenz ist auf jedenfall völlig bei den Harren herbei gezogen. Wen man das ganze einmal etwas Historisch betrachtet und auf die heutige Zeit ummünzt wird einem einiges klar.
    Spülen wir einfach mal 30-40 Jahr zurück. Eine junge Dame möchte sich z.B. ihre erste Waschmaschine kaufen. Diese Kostet aber etwa 1-2 Monatsgehälter von dem was sie Verdient. Somit muss Sie Monate lang sehr viel Geld sparen um sich diesen Luxus zu Leisten.
    Der Hersteller also die Industrie würdigt diese riesen Aufwendung damit das die Kundin ein Gerät bekommt was sehr Lange getestet wurde und mit sehr sehr hoher Wahrscheinlichkeit 20-35 Jahr Lebensdauer hat.

    Spülen wir jetzt wieder in die gegenwart.
    Gerät wie Fernseher, Waschmaschinen, Geschirspüler, PC und alles was die Welt noch so toll macht, sind mittlerweile absolut selbstverständlich.
    Eine Dame die z.B. 1600 – 2000 € im Monat verdient, geht heute in ein Geschäft und erwartet das die zu einem Bruchteil ihres Monatseinkommens eines der für sie
    selbstverständlichen Geräte erwerben kann.

    Ich denke jetzt sollte schon mal klar sein warum Geräte heute schneller einen Defekt erleiden.
    Hinzu kommt jetzt aber auch noch die junge hochst-Technik Generation die immer auf dem Aktuellsten stand der Technik sein wohlen.
    Was zur folge hat das der konkurenzkampf zwischen den einzelnen Herstellern sich so hochgeschaukelt hat das jeder am liebsten 10 neue Technologien im Jahr auf dem Markt bringen würde.
    Was ja erst mal nicht so das Problem wäre.
    Doch dafür müssen die Testläufe auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Also der Kunde wird zu Testlabor.

    Man kann bloß sagen das die Geiz ist Geil-Einstellung des Kunden und der bittere Überlebenskampf der Hersteller uns dahin geführt hat wo wir jetzt stehen.

    Somit muss auch einfach mal ganz klar dem Endverbraucher mal gesagt werden, es ist möglich die Geräte sehr sehr langlebig zu Produzieren. Aber sind Sie breit das doppelte Ihres Monatseinkommens dafür zu bezahlen???