„Basteln“ – schon das Wort hört sich nicht nach viel an. „Basteleien“, „Herumbasteln“, „bloßes Gebastel“ – das Basteln scheint eine zwar kreative, aber doch irgendwie minderwertige Tätigkeit, die im Gegensatz zur Kunst, zum Ingenieurswesen, zur Wirtschaft nichts von wirklichem Wert
hervorbringen kann – bloßen Bastelkram eben. Basteln scheint generell – wie das Basteln mit Schere, Klebstoff und Papier im Kindergarten – eine Art Vorschule der Kreativität zu sein, die auf die eigentlichen Aufgaben nur vorbereitet.
Als 1962 der französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss die Bastelei (franz. „bricolage“) in den Rang einer Menscheitskonstante erhob, war das Erstaunen nicht gering. Das herumtastende Ausprobieren sei eben nicht dem modernen Ingenieurswesen grundsätzlich unterlegen, sondern vielmehr dessen Zwilling in Kulturen, die nicht über ein modernes Ingenieurswesen verfügen; die an praktischen Zielen orientierte Bastelei gehöre sogar zum Menschsein unabdingbar dazu. Bei nüchterner Betrachtung ist das unmittelbar einsichtig: Die Ausbildung eines Ingenieurs oder einer Ingenieurin kann noch so gut sein, das Grundlagenwissen noch so solide – letztendlich muss immer ausprobiert werden, „ob es auch wirklich funktioniert“. Das gilt für Heckenscheren genauso wie für Raumfahrzeuge. In fernsehgerechter Dramatisierung und Überhöhung machte seinerzeit die Serie „MacGyver“ einen Bastler zum unschlagbaren Helden.
Echte MacGyvers gibt es aber tatsächlich. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Freund – seines Zeichens Rundfunk- und Fernsehtechniker – der eine abgebrochene Spiralfeder im Batteriefach eines Kindercomputers einfach durch die aus einem Kugelschreiber ersetzte. Ein typischer Akt der Bricolage. Das Gerät funktionierte danach tadellos. Wer mit Leidenschaft repariert, kennt den Wert des Bastelns genau. Vielleicht sollte man sich mit der Abwertung des „bloßen Herumbastelns“ generell ein wenig zurückhalten.