Dass in Elektronikschrott viel Edelmetall schlummert, weiß inzwischen (fast) jeder. Die Experten der Gesellschaft Deutscher Chemiker aber halten das Potenzial der Rückgewinnung von Gold aus dem Recycling etwa von Smartphones noch immer für „merklich unterentwickelt“.
Umso wichtiger ist daher das Forschungsergebnis britischer und amerikanischer Wissenschaftler. Sie identifizierten jüngst eine einfache und ungiftige Chemikalie, „die aus einer Metallmischung, wie sie Elektronikschrott normalerweise darstellt, Gold selektiv extrahieren kann“. Das bejubeln die deutschen Chemie-Spezialisten.
Der Grund für derlei Lob für die angelsächsischen Wissenschafts-Kollegen liegt auf der Hand: „In Elektronikschrott, der aus weggeworfenen elektronischen Geräten wie Mobiltelefonen, Computern und Tablets besteht, liegt der Rohstoff Gold meist weit stärker angereichert vor als in natürlichen Lagerstätten“, schwärmen die deutschen Chemiker von den reichen Edelmetall-Quellen in unseren Schrotthalden. Bislang jedoch gab es dabei ein ernstes Problem: Sie scheiterten am Versuch, das Gold preisgünstig und umweltfreundlich aus dem Abfallberg heraus zu filtern. Die Lösung fand jetzt Jason Love von der Universität von Edinburgh, indem er eine relativ einfache chemische Verbindung fand, die das Gold im aufbereiteten Elektronikschrott effizient und selektiv herauslösen kann.
Das primäre Amid bildet in einer Lösung mit den Goldverbindungen einen stabilen Komplex. Dieser lässt sich anschließend mit Hilfe des primären Amids aus der salzsaueren Lösung herauslösen. Sogar deutlich effizienter als alle bisher benutzten Verfahren, schreibt Love in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“. „Verstehen lässt sich diese Zweiphasen-Extraktion als ein Prozess von selektiver Verkapselung mit anschließender Wiederfreisetzung“, beschreiben die Experten in ihrer Wissenschaftlersprache ihr Extraktionsverfahren von Gold aus Elektroschrott. Und die Kollegen der Gesellschaft Deutscher Chemiker attestieren: „Ihr chemisches Verfahren könnte ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung von preisgünstigen, einfachen, umweltfreundlichen und effizienten Recyclingsverfahren von Gold und anderen Edelmetallen aus Schrott sein.“