Déjà-vu: Die Regierung renoviert das deutsche Elektrogerätegesetz (ElektroG). Sie passt die Paragraphen den geänderten EU-Regeln der WEEE-Richtlinie (directive waste electrical and electronic equipment) an. Das ist löblich. Immerhin sortieren die Deutschen Jahr um Jahr noch immer rund 690.000 Tonnen Waschmaschinen, TV-Geräte und Eierkocher, Computer, Handys oder Staubsauger sowie E-Zahnbürsten und Handmixer aus. Die landen leider allzu oft im Müll oder beim „Recycling“ in Asien und Afrika – meist im Straßengraben.
Im Vorfeld der Gesetzesnovellierung jedoch streiten wie so oft auch dieses Mal wieder Umwelt- und Verbraucherschützer mit der Industrie-Lobby und Entsorgungsexperten um Quoten, Sammelziele und Kontrollen. Die Rücknahme von Elektrogeräten an deren Verkaufsfläche festzumachen, wie es der Entwurf des neuen ElektroG vorsieht, sei „völlig absurd“, klagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Behörden könnten die Größe der Läden nicht kontrollieren. Die verändere sich ständig und sei bei Discountern mit wöchentlich wechselndem Warenangebot niemals zweifelsfrei festzustellen. Der Regierungsentwurf zum ElektroG entlasse „Discounter, die Elektrogeräte in wechselnder Menge verkaufen, komplett aus der Verantwortung“.
Das Argument mag stimmen. Vor allem jedoch verdrängt es aus dem Sichtfeld, worum es wirklich geht: weniger E-Schrott. Das ist unverständlich. Das vorgegebene EU-Ziel, bis 2019 fast zwei Drittel der ausgedienten Elektrogeräte nach Gebrauch wieder einzusammeln, bleibt so nämlich auf der Strecke – wie die berechtigte Kritik von Handwerkern, die durch qualifizierte Reparaturen viel Elektroschrott gar nicht erst anhäufen. Ihre Methode, Müll zu vermeiden, ist nämlich die viel sinnvollere als jegliches neue Gesetz.
Umweltverbände vermissen Abfallvermeidungs- und Wiederverwendungsmaßnahmen. Völlig zurecht. Argumente liefern ihnen Studien, die belegen, dass die Lebensdauer elektronischer Großgeräte kontinuierlich abnimmt. Der Naturschutzbund (NABU) und die „Reparatur Revolution“ (www.reparatur-revolution.de) befragten daher 1.055 Reparaturbetriebe. Das Ergebnis der Umfrage im Frühling 2015 gibt Hinweise, warum der Elektromüll auch stetig zunimmt: Den Handwerkern fehlen Ersatzteile. Zwei Drittel monieren, dass sie von Herstellern keine bekommen, um kaputte Geräte zu reparieren und zudem viele Geräte heute verklebt und nicht mehr verschraubt sind. Das mache Reparaturen meist unmöglich, sagen die Experten: „Die Hersteller verkaufen ihren Kunden lieber neue Maschinen als deren gebrauchte wieder flott zu machen.“
Dieses Verhalten der Hersteller lässt den Müllberg wachsen. Es ist kontraproduktiv.
Gerd Pfitzenmaier