Auf dem Amt, da kann man was erleben. Als ich vor Jahren einem Sachbearbeiter zuschaute, während ich darauf wartete, von seinem Kollegen empfangen zu werden, sah ich Erstaunliches. Auf die Entfernung konnte ich die Daten, mit denen er umging, nicht im Detail erkennen, aber es wurde klar: Der gute Mann trug Adressen ein. Und dazu benutzte er das Textverarbeitungsmodul eines weltweit verbreiteten Office-Pakets. Für jede einzelne Adresse legte er eine Textverarbeitungsdatei an. Die Dateiordner, in denen er unzählige Einzeldateien mit je einer Adresse ablegte, mochte ich mir gar nicht vorstellen.


Bei all den erstaunlichen technischen Möglichkeiten, die der durchschnittliche Anwender heute zur Verfügung hat, ist es ziemlich traurig zu sehen, wie viele Leute das Potenzial ihrer Ausstattung nur zu einem Bruchteil ausschöpfen, die Maschinen durch Fehlbedienung beschädigen, oder sogar sich selbst und andere in Gefahr bringen. Rentner als leichte Opfer von Internetbetrügern sind da ein beliebtes Klischee, aber sie sind nicht die einzigen Kandidaten. Die dunklen Kontinente, von denen ich neulich in Bezug auf gut reparierbare Hardware in staubigen Ecken sprach


– sie existieren auch in unseren Köpfen.


Handbücher und Bedienungsanleitungen? Dafür, dass die niemand liest, gibt es neben der allgemeinen menschlichen Trägheit noch einen weiteren Grund: Die Qualität der meisten Handbücher und Bedienungsanleitungen ist unterirdisch.


Wie wäre es, wenn die Hersteller von Elektro- und Elektronikgeräten verpflichtet wären, jedem Kunden, der das braucht, die Benutzung persönlich zu erklären – vom Auspacken bis zur Entsorgung? Oder wenn es ein Schulfach gäbe, das von der Elektrosicherheit bis zum Programmieren alles aufarbeitet, was im praktischen Umgang mit unserer maschinellen Umwelt wichtig sein kann? Etwas kleiner gedacht – wie wäre es mit kostenlosen Volkshochschulkursen für alle, die das nach der Schulzeit interessiert? Völlig utopisch? Vielleicht muss man einmal daran erinnern, dass es Zeiten gab, in denen Dinge wie Garantie und Gewährleistung oder die „Stiftung Warentest“ völlig utopisch waren.


Bis sich bei der Konsumentenaufklärung wirklich etwas tut, bleibt nur, auf Initiativen wie

 

MeinMacher

oder die Repair Cafés 

Repair Café Reutlingen

zu setzen, die nach Kräften verhindern wollen, dass schon kleine Mängel, Fehler und Defekte – ob selbstverschuldet oder nicht – zu noch mehr (Elektro-)Müll führen.

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