Umweltschutz ganz modern

 

Mit modernen Medien gegen die Vermüllung der Umwelt: Facebook und Twitter beflügelten vor fünf Jahren bereits den „Arabischen Frühling“ in Nordafrika. Damals wurden sie zum Kommunikationsinstrument der aufbegehrenden Menschen gegen Diktatoren im Streit um mehr Demokratie. Seit einem Jahr nun sind die Social Networks auch die Plattform für eine weitere Volksbewegung in Tunesien – die Menschen sind den Müll auf den Straßen leid. Deshalb posieren sie vor den Schmuddel-Ecken ihrer Heimat: Mit Müll-Selfies demonstrieren Tausende für ein sauberes Land.

 

Unter dem Hachtag #SelfiePoubella („Müll-Selfie“) sind die Bilder auf Facebook oder Twitter zu finden. Auf Youtube stellen Anti-Müll-Aktivisten Videos ein. Alle zeigen die Schattenseite des Landes: Müllberge, wilde Abfallhalden, überquellende Papierkörbe, achtlos weggeworfene Gegenstände…

 

Tourismusministerin Amel Karboul hatte die Lawine losgetreten. Sie teilte Fotos auf Facebook, die die Kehrseite des von Urlaubern lebenden Landes zeigten. Als Reaktion entstand die Seite „Säubert Tunesien“ im Sozialen Netz – mit durchschlagendem Erfolg. Die Menschen erklärten den geschätzten 300.000 Tonnen Müll auf den Straßen und Plätzen den Kampf und setzen sich für mehr Sauberkeit im Land ein.

 

Auch „Qcumver“ in Italien will ein umweltfreundliches soziales Netzwerk sein. Gegründet hat es der Ingenieur Giuseppe Magro. Auf der Plattform treffen sich Nutzer, die sich aktiv an der Datensammlung und der Überwachung ihrer unmittelbaren Umgebung beteiligen. So wollen die Menschen ein Umdenken der italienischen Regierung in Sachen Umweltpolitik erreichen.

 

Kern der Plattform ist eine Geo-Datenbank. Sie listet Tausende Fakten über Mülldeponien, Verbrennungsanlagen und andere Entsorgungseinrichtungen auf. Vier Jahre lang teste Magro in Montichiari auf der kommunalen Mülldeponie sein Informationssystem. „Der von unserem Team entwickelte Algorithmus verarbeitet die über Google Maps übermittelten Standortinformationen“, erklärt er. „Qcumver versteht sich als kostenfreie Anwendung, über die jeder Wissenswertes über die Umweltbedingungen an seinem Wohnort erfahren kann“, sagt der Ingenieur. Den aktiven Nutzern stehen jetzt eine App und zusätzlich eine kostenfreie Telefonnummer zur Verfügung. Mithilfe des Algorithmus sortiert die Plattform Meldungen und Vorschläge der Bürger und kombiniert sie mit den bereits gesammelten Umweltdaten. Dann schickt das System eine Mitteilung an die Gebietskörperschaften und fordert die verantwortlichen auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

 

Qcumver will helfen auch wilde Müllhalden zu vermeiden. Waschmaschinen und TV-Geräte sollen damit aus dem Landschaftsbild Italiens verschwinden. Sie sind schließlich nicht schön anzusehen – und eine immense Verschwendung von Rohstoffen obendrein. Daher gehören solche Geräte ordentlich entsorgt und die Rohstoffe recycelt. Oder noch besser: Defekte Geräte sollten Fachleute wieder instand setzen, damit Verbraucher sie weiter nutzen können.

 

Die Plattform fand inzwischen Anerkennung. Lob gab es von Google, Intel und Cisco. Die Unternehmen wählten das Umweltnetzwerk in die Rangliste der 100 besten Projekte weltweit.

 

Foto: Facebook La France poubelle
Foto: Facebook La France poubelle

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