Reparaturen sind über Jahrzehnte schwieriger und unattraktiver geworden. An den Universitäten wurde geplante Obsoleszenz als probate Lösung für mehr Umsatz gelehrt. Viele Hersteller weigerten sich Ersatzteile auf dem freien Markt zu verkaufen und seit der „Geiz-ist Geil“-Werbekampagne Anfang der 2000er Jahre ist ein gravierender Preisverfall bei vielen Elektrogeräten zu beobachten – oft auf Kosten der Qualität und Reparierbarkeit.

Damit ist nun endlich Schluss. Mit dem „Recht auf Reparatur“ (am 2. Februar 2024 von der EU verabschiedet) wurde der Grundstein gelegt, um Reparaturhürden zu beseitigen und Reparaturen attraktiver zu machen (Infos zum Recht auf Reparatur).

Bis Verbraucherinnen und Verbraucher das im Alltag so richtig spüren, wird es noch ein Weilchen dauern. Denn die Entscheidungen der EU müssen nach und nach noch in nationales Recht umgesetzt werden. Aber die Richtung stimmt auf jeden Fall. Der Wille, dass wieder mehr repariert wird, ist da: In der Politik, bei Verbraucherinnen und Verbrauchern und bei vielen Interessensvertretern.

 

Doch was tun, wenn es keine Reparatur-Werkstätten mehr gibt?

Der Fachkräftemangel macht auch bei Reparaturwerkstätten nicht halt. Zumal die Tätigkeit und vor allem die Selbstständigkeit als Reparaturbetrieb über Jahrzehnte hinweg immer unattraktiver wurde. Die Anforderungen an Ausbildung und Bürokratie sind hoch. Der Verdienst – gemessen an dem, was die Industrie zahlt – deutlich geringer. Schon heute gibt es viele Regionen in Deutschland, in denen es weit und breit keinen Reparaturbetrieb mehr gibt. Vor allem für Weiße Ware. Wir haben also zunehmend die Situation, dass Verbraucherinnen und Verbraucher unsere Wegwerfgesellschaft leid sind und reparieren lassen wollen, aber keine Reparatur-Werkstatt mehr finden. Ehrenamtliche Repair-Cafés sind vor allem bei Kleingeräten eine gute Ergänzung, die zumindest einen kleinen Teil der Reparaturen abdecken können. Ist jedoch die Waschmaschine kaputt, das Handy oder die Kaffeemaschine, geht es nicht ohne eine professionelle Werkstatt.

 

 

Was muss geschehen, damit es wieder mehr Reparatur-Handwerker gibt?

Einfach wird es nicht – fehlen Fachkräfte doch an allen Ecken. Aber es gibt einige Ansätze, die die Lage deutlich verbessern können:

  • Was fehlt, ist eine richtige „Reparatur-Ausbildung“, die in einer angemessenen Zeit absolviert werden kann und fundiertes Wissen vermittelt. Möchte sich heute jemand selbstständig machen, z.B. mit der Reparatur von Wasch- oder Kaffeemaschinen, muss er zuvor einen Gesellenbrief als Elektriker oder Elektroniker haben und obendrauf noch einen Meisterbrief. Unterm Strich sind das 6 Jahre Ausbildung (so lange, wie ein Medizinstudium übrigens dauert), das steht in keinem Verhältnis zur Tätigkeit. Zumal die Ausbildungsinhalte bei Elektrikern und Elektronikern zwar sehr, sehr umfangreich sind, aber nicht zwingend das Thema Reparaturen abdecken.
  • Die Krix-Akademie bietet für Angestellte eine Ausbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten an, gefördert von der Bundesagentur für Arbeit. Derzeit ist diese Ausbildung nur für Haushaltsgroßgeräte anerkannt, bei entsprechender Nachfrage ist aber eine Ausweitung auf andere Reparaturbereiche denkbar. Wir sagen bravo, das ist ein pragmatischer Ansatz mit bürokratischen Hürden umzugehen!
    Am 30. September gibt es dazu übrigens eine Online-Infoveranstaltung. Anmeldung: https://vriends.vangerow.de/seminare/
  • Teilzeit-Reparateure, die richtig Bock auf Reparatur haben, sind leichter zu finden, als Vollzeitkräfte: Rentner, die nebenbei noch etwas machen wollen, Studenten, die etwas technisches studieren, gut ausgebildete Flüchtlinge oder Reparateure in Repair Cafés, die noch Kapazität haben…
  • Das Reparatur-Handwerk muss sich besser präsentieren. Zugegeben – Bezahlung, Benefits und Work-Life-Balance-Angebote sind in der Industrie regelrecht gigantisch, aber auch bei vielen kleinen Reparaturbetrieben nicht zu verachten. Zudem ist Reparatur ist eine ehrliche Tätigkeit, die nachhaltiger kaum sein könnte. Die Hierarchien sind flach, und in vielen Werkstätten geht es familiär und werteorientiert zu.
    Am 10., 11. und 24. September bietet Vangerow Online-Infoveranstaltungen zum Thema Mitarbeitergewinnung für Reparaturwerkstätten an. Anmeldung unter https://vriends.vangerow.de/seminare/
  • Wie man es auch dreht und wendet, für manche Reparaturen wird es in manchen Gegenden in Deutschland einfach keine Techniker mehr geben. Wenn es sich um „transportable“ Geräte handelt, kann eine „Versandreparatur“ der beste und manchmal sogar dein einzigste Weg sein. Adressen von Vor-Ort-Werkstätten, Annahmestellen und Werkstätten, denen man Geräte per Post zusenden kann, finden Sie zum Beispiel in unserem Portal meinmacher.com

 

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