Wenn es still wird im Auto

Die meisten von uns fahren gern Auto und hören dabei Musik. Egal, ob Rock, Schlager oder Hip-Hop, Nachrichten, Klassik oder gar ein Hörbuch. Hauptsache es „läuft“ etwas, was uns unterhält und vor allem bei längeren Strecken munter hält. Um so ärgerliches ist es, wenn plötzlich das einzige Geräusch aus einem Mix aus Fahrtwind, Motor und den immer häufiger werdenden Straßenschäden zu hören ist.

So manchem Renault-Fahrer wird es so ergangen sein. Ebenso zwei meiner letzten Kunden, die ihren Laguna eigentlich sehr gern fahren. Das Angebot der Renault-Werkstatt entsprach nicht den Vorstellungen der Kunden und sie konnten nicht auf ihr Auto verzichten. Im Internet stießen sie auf unsere Werkstatt, da wir die Reparatur von Autoradios anbieten.

Somit hatte ich den „Schwarzen Peter“. Um eine Diagnose durchführen zu können, versuchte ich, ein gerätespezifisches Adapterkabel zu ergattern. Es hat den Anschein, dass die breite Produktpalette von Renault identisch ist mit der Anzahl der unterschiedlichsten Anschluss-Kabel für Radios. Im Vorfeld hatte ich mir nicht vorstellen können, welche Vielzahl an Anschluss-Varianten bei einer Automarke zum Einsatz kommen. Das „gute“ daran: man kriegt nix! Meine intensive Suche im Internet und der Kontakt zu Anbietern diverser Kabel und Adapter führten nicht zum Erfolg.

Dann tat ich etwas, was ich nicht für möglich gehalten hätte: ich ging zum ortsansässigen „Schrotti“. Mit diesem Autoverwerter/Gebrauchtwagen-Händler bin ich gut bekannt und er half mir bei der Suche. Es stellte sich heraus, dass nicht nur die einzelnen Fahrzeuge unterschiedliche Kabel haben, sondern dass auch eine Abhängigkeit vom Baujahr besteht. Unglaublich!

Was macht dann der brave Werkstatt-Mann? Er geht bittend und bettelnd zu Renault. „Ja, ich sehe mal nach.“ „Haben wir nicht da, kann ich aber bestellen. Erfrage den Preis.“ „Preis ist okay? Dann bestelle ich für Dich.“ „Unter dieser Artikel-Nummer nicht mehr gelistet! Ersatzartikel?“ „Ersatzartikel momentan nicht lieferbar! Termin nicht bekannt. Trotzdem auf Warteliste setzen?“

In dieser Reihenfolge kamen die Informationen von Renault. Ich war ja froh, dass die mir die Hilfe nicht von vornherein verwehrten. Immerhin kam ich als Betriebsfremder und wollte deren Service übernehmen. Was soll´s, hat eh nichts genutzt.

Letztendlich konnten wir ein Gerät wieder zum Leben erwecken, da der Fehler an einer zugänglichen Stelle sichtbar war. Die Überprüfung selbst konnte erst  beim Kunden im Auto erfolgen. Das zweite Gerät musste unrepariert zurück.

Wieder einmal wird hier deutlich, wie die Arbeit unabhängiger Werkstätten und die Reparatur von elektrischen Geräten durch die Industrie boykottiert werden.

Ich habe mich bei dem Kunden für das Nicht-Zustandekommen der Reparatur entschuldigt. Und ich habe meine Internet-Seite bearbeitet: ich repariere keine Autoradios mehr.

In diesem Fall war ich der Verlierer; und ich verliere nicht gern!

Daher werde ich an dieser Stelle auf diese Missstände aufmerksam machen, die mit Sicherheit nicht im Interesse der Verbraucher, uns Handwerkern, den umweltbewussten Menschen und vielen mehr sind.