„Gestern hat es doch noch funktioniert!“ – wer hat diesen Seufzer nicht schon einmal ausgestoßen, wenn eine Maschine plötzlich und anscheinend ohne besonderen Grund ihren Geist aufgegeben hat.
Rational ist das natürlich nicht, denn Maschinen bestehen in der Regel aus vielen verschiedenen Teilen,
von denen jedes jederzeit versagen kann. Aber trotzdem sind wir enttäuscht, wütend, ja sogar ein wenig beleidigt, als ginge es um persönlichen Verrat oder etwas dergleichen. Mit anderen Worten: Wir hatten eine Beziehung zu der Maschine, ansonsten hätte sie uns nicht verraten können.
Manche leben das ganz offen, anderen ist es ein wenig peinlich: Menschen streicheln ihre Autos, spornen ihre Computer an, als seien sie Rennpferde, kriegen feuchte Augen beim Anblick eines Taschenmessers, das sie zwar nicht mehr benutzen, aber das sie von ihrem Großvater geerbt haben. Und warum auch nicht? An dem Punkt sind nämlich wir die Automaten: Wir entwickeln automatisch Gefühle für andere Menschen, Tiere und Dinge, mit denen wir uns für längere Zeit umgeben.
Zuverlässigkeit kann aber von den Dingen und Maschinen nur erwarten, wer sie gut behandelt. Sich auf etwas zu verlassen, was nicht gepflegt worden ist, fordert „Verratserfahrungen“ geradezu heraus. Um einen Extremfall zu beschreiben: Ich habe schon einmal ein Computergehäuse geöffnet, in dem der Lüfter lose herumbaumelte. Der Besitzer zeigte sich dennoch überrascht, dass der Computer nicht richtig funktionierte. Man könnte sogar sagen: Er war wütend, dass die Maschine ihr anscheinend selbstverständliches Funktionieren eingestellt hatte. Das Gefühl war offensichtlich ein ganz Ähnliches wie dasjenige, das hinter dem Ausruf steht: „Gestern hat es doch noch funktioniert!“
Es mag in den Zeiten der Wegwerfkultur schwierig sein, die „Beziehung“ zu einer Maschine zu pflegen, indem wir die Maschine selbst pflegen. Aber vieles von dem, was wir benutzen, könnte länger nützlich sein als gedacht, und bei Sachen, mit denen uns tatsächlich eine Geschichte verbindet, lohnt es sich sowieso genauer hinzusehen: vielleicht ist die Beziehungskiste doch eine Fortsetzungsgeschichte.