Immer wieder ist in Gesprächen über moderne Alltagstechnologie zu hören: „Alles wird immer komplizierter, und daran ist die viele Elektronik schuld.“ Solche Aussagen können kaum verwundern, haben wir doch erst kürzlich von Motorelektronik erfahren, die schlau genug zum Lügen ist. Aber es ist fraglich, ob der „antielektronische“ Affekt in dieser Allgemeinheit seine Berechtigung hat. Die Elektronik macht heute Dinge möglich, an die vor kurzem noch nicht zu denken war – zum Beispiel hochqualitative, private Digitalfotografie.

 

Zwar stimmt es, dass ein Anstieg der Komplexität von technischen Geräten die Zahl der möglichen Fehlerquellen erhöht. Wenn jeder Mixer, jeder Fotoapparat und jeder Automotor faktisch ein Computer ist, dann kann sowohl hardware- als auch softwareseitig eine Menge schief gehen.

 

Aber es gibt auch gegenläufige Tendenzen. Elektronische Bauteile sind oft erstaunlich widerstandsfähig. Kamera-Speicherchips, die monate- oder gar jahrelang unter Wasser lagen, können trotzdem funktionsfähig blieben.

 

http://petapixel.com/2011/06/20/photos-recovered-from-camera-that-spent-four-years-in-the-ocean/

 

Noch wichtiger: Mehr und mehr werden bewegliche Bauteile in elektrischen Geräten durch Chips ersetzt. Ein gutes Beispiel dafür sind Computerfestplatten. Sie durch Chips zu ersetzen, macht schnellere, sparsamere und langlebigere Geräte erst möglich. Ich besitze z. B. noch eine winzige Festplatte im CF- Kartenformat, die zeigt, was mit rotierenden, magnetisierbaren Scheiben möglich war – aber die Technologie hat ihre besten Zeiten hinter sich.

 

Bei der Frage der Reparierbarkeit kommt es nicht so sehr auf die Menge an Elektronik an, die elektrische Geräte enthalten, sondern vor allem auf zwei Gesichtspunkte.

 

Erstens: Ist das ganze Gerät reparaturfreundlich ausgelegt? Wurde unnötig Klebstoff eingesetzt? Hat man exotische Schrauben und andere Befestigungsmittel verwendet, für die Spezialwerkzeug erforderlich ist? Sind alle Baugruppen gut erreichbar?

 

Zweitens sind es immer wieder typische Defekte, die bestimmte Gerätegruppen lahmlegen. Dass die Steuerelektronik einer Waschmaschine den Geist aufgibt, ist möglich, aber eher machen die Stoßdämpfer der Waschtrommel schlapp. Dass die CPU eines Laptops aufgibt, kommt vor, aber eher verabschiedet sich der Akku. Auch hochkomplexe Geräte haben oft an relativ einfachen Punkten ihre Schwächen.

 

„Zu viel Elektronik“ sollte auf jeden Fall nicht der Grund sein, dass ein Gerät unreparierbar wird. Dass sie oft sinnvoller verbaut werden könnte, steht außer Frage.

 

Foto: Marcus Hammerschmitt
Foto: Marcus Hammerschmitt
Foto: Marcus Hammerschmitt
Foto: Marcus Hammerschmitt

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