In einem meiner letzten Beiträge ging ich auf die Abschaltung der Analog-Programme bei den Kabel-TV-Betreibern ein. Da liegt es nahe, entsprechende Pläne zur Abschaltung der SD-Programme für SAT-Empfang zu beleuchten. Mittlerweile sendet jeder TV-Sender seine Inhalte in hochauflösender HD-Qualität. Parallel wird aber auch weiterhin im alten SD-Format, dem DVB-S, gesendet. Damit soll bald (?) Schluss sein. Eine Beratung zu dieser Thematik oder auch praktische Hilfestellung erhalten Sie von unseren SAT-Spezialisten.
Hintergrund
Die Gründe für die Abschaltung der SD-Programme sind dreigeteilt:
- Neue Übertragungstechniken und Standards sind verbunden mit höheren Datenmengen. Durch das neuere DVB-S2 erhöhen sie sich um ca. 30%. Standardprogramme, die von immer weniger Nutzern gesehen werden, blockieren dringend benötigte Frequenz-Kapazitäten.
- Inzwischen empfangen 70% der SAT-Nutzer die HD-Angebote von ARD und ZDF. Man geht davon aus, dass sich die Zahl, bedingt durch die in Neugeräten integrierten Empfangsmodule, in den nächsten Jahren weiter erhöht.
- Die Abschaltung spart Geld. Hierbei muss erwähnt werden, dass die KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten) künftig kein Geld mehr aus den Rundfunk-Gebühren für den Betrieb von DVB-S an ARD und ZDF auszahlt.
Wann erfolgt die Abschaltung?
Bei dieser Frage muss man eine Unterteilung vornehmen in öffentlich-rechtliche und private Sender.
ARD und ZDF
Wie oben schon erwähnt, ist die Beschneidung der finanziellen Mittel für ARD und ZDF die treibende Kraft. Die beiden Sender werden bis Mitte 2020 die Ausstrahlung im alten Format einstellen.
RTL, SAT1 und Co.
Für die privaten Anbieter besteht bis 2022 eine gesetzliche Pflicht, deren Angebote per DVB-S frei empfangbar zur Verfügung zu stellen. Endgültige Entscheidungen über diesen Termin hinaus haben die Sender noch nicht getroffen bzw. wieder verworfen.
Warum? Die höhere Qualität der Übertragungstechnik ist der Qualität der Sende-Inhalte weit voraus. Oder anders ausgedrückt: für den „Genuss“ von Reality-Formaten und Game-Shows ist der Empfang per kostenlosem SD-Programm mehr als ausreichend. Das sieht der Großteil der Konsumenten genauso. Die Bereitschaft, monatliche Gebühren für derlei Sendungen in Kauf zu nehmen, ist sehr beschränkt. Grund genug für die privaten Sender, ihre Pläne zur Abschaltung der SD-Programme zu überdenken. Sie finanzieren sich größtenteils über Werbeeinnahmen, die durch den Wegfall vieler Empfänger deutlich einbrechen würden. An dieser Stelle kann ich also keinen konkreten Abschalt-Termin benennen.
Was müssen Sie jetzt tun?
Für den Empfang von Sendungen im DVB-S2-Format benötigen Sie einen darauf ausgelegten Receiver. In neueren Fernsehgeräten sind seit einigen Jahren diese Receiver integriert. Sie müssen lediglich prüfen, ob Sie auch die HD-Sender der ARD- und ZDF-Pakete ausgewählt haben. Erkennbar ist das unter anderem an der Anzeige „HD“ im Bildschirm. Ist das nicht der Fall, führen Sie einen Sendersuchlauf durch und ändern Sie Ihre Favoriten-Liste. Möchten Sie nicht gleich einen neuen Fernseher kaufen, genügt ein DVB-S2-tauglicher externer Receiver. Unsere SAT-Spezialisten beraten Sie dabei gern.
Bei den privaten Sendern wird sich bis zum Jahr 2022 wahrscheinlich (!) nichts ändern. Möchten Sie aber deren HD-Angebote jetzt schon nutzen, ist das mit zusätzlichen Ausgaben verbunden. Für HD+ zahlen Sie pro Jahr einmalig 75,-€. Voraussetzung ist ein CI-Schacht im Empfangsgerät, in den das HD+-Modul eingesteckt wird. Freenet verlangt monatlich 5,95€ oder einmalig 59,-€ pro Jahr, wobei Sie hier einen zusätzlichen Receiver (99,-€) benötigen.
Was bringt die Zukunft?
Ich habe das Gefühl, dass die praktische Nutzung moderner Technologien und Deutschland nicht mehr so recht zueinander finden. Wie schon mit der flächendeckenden Nutzung schneller Mobilfunknetze oder bundesweiter schneller Internetverbindungen, bei denen dieses Land scheinbar teilweise im Dornröschen-Schlaf verharrt, tut man sich mit der Umsetzung neuer Übertragungstechniken, die andernorts längst Standard sind, sehr schwer.
Wurden auf der diesjährigen IFA in Berlin moderne 8K-Fernsehsysteme vorgestellt, bestehen hierzulande nur äußerst dürftige und überschaubare 4K-Angebote. Zum Glück funktioniert die Urlaubs-Industrie. Interessierte Reisegruppen können dann ja in Deutschland von ihren TV-Erfahrungen in Fern-Ost oder auf dem nordamerikanischen Kontinent berichten.
Danke für diesen tollen Blog. Weiter so