„In den allermeisten Fällen ist das langlebigere Produkt das umweltfreundlichere“, sagt die Präsidentin des Umweltbundesamts. Maria Krautzberger fördert von Amts wegen eine Mindestlebensdauer-Kennzeichnung. Mit diesem Ansinnen aber springt sie – leider – zu kurz!
Es mag richtig sein: Wenn immer häufiger immer mehr Produkte immer früher ihren Dienst versagen, dann füllt das immer rascher unsere Mülltonnen. Das ist keinesfalls gut, denn damit werfen wir auch jedes Mal wertvolle Rohstoffe weg, verschleudern Energien und Geld. Arbeiter müssen dann für Ersatzprodukte wieder neues Material fördern und verarbeiten. Das kostet: Zeit, Rohstoffe und Energie. Das belastet: Geldbeutel, Umwelt und Klima.
Daher trifft die Idee einer Mindestlebensdauer für Elektrogeräte nur vordergründig ins Schwarze. Nicht nur der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) äußert sich skeptisch, wie die F.A.Z. schreibt. Auch die rund 1.000 Fachhandwerker des Reparierer-Verbunds MeinMacher und die Mitglieder der ReparaturRevolution äußern völlig zurecht ihre Bedenken. Ihr Brief an den Vorsitzenden der Verbraucherschutzminister-Konferenz sieht als Konsequenz einer gesetzlich verlängerten Gewährleistungspflicht der Hersteller keinesfalls einen besseren Schutz der Verbraucher durch bessere Produkte. Das Gegenteil sei der Fall: „Verbraucher werden in Zukunft noch häufiger die billigsten Geräte wählen“, fürchten die auf Elektrogeräte spezialisierten Experten. Sie stützen sich dabei auf eine Spontan-Umfrage auf ihrem Branchen-Kongress. Billige Importware werde heimische Qualitätsmarken verdrängen, Know-how und Arbeitsplätze gingen verloren und ein Rebound-Effekt heize den Konsum zudem immer weiter an.
Vor allem Letzteres ist das genaue Gegenteil von Nachhaltigkeit. Das kann überhaupt nicht im Sinne der UBA-Präsidentin sein.
Die Meister in den Werkstätten liegen da vermutlich völlig richtig: Weil ein Austausch für die Produzenten viel günstiger sein wird als eine Reparatur, werden diese um ihrer Gewährleistung zu entsprechen ihren Kunden einfach ein Neugerät geben. So ist zwar keinesfalls Müll und Rohstoff gespart. Aber dieser verordnete Deal sägt am Stuhl der Handwerker – bedroht ihre Existenz. Mit fatalen Folgen! „Die Zahl derer, die Alltagsgeräte ‚verstehen‘, würde noch weiter sinken und es ist zu befürchten, dass wir eine weitere Stufe der technischen ‚Analphabetisierung‘ erklimmen“, schreiben die Mitglieder der ReparaturRevolution an den niedersächsischen Verbraucherschutz-Minister.
Noch arbeiten in Dessau die Wissenschaftler des UBA an ihrer Studie zur Mindestlebensdauer-Kennzeichnung. Der Zug ist also noch nicht abgefahren. Sie könnten diese Gedanken noch mit bedenken und statt einer kurzsichtigen Argumentation eine wahrlich sinnvoller Lösung präsentieren: Deren Ziel sollte eine tatsächliche Vermeidung unnötigen Konsums sein und nicht die Bedrohung ausgerechnet jener, die sich für eine nachhaltige Wirtschaftsweise einsetzen.